LEONCE & LENA • GEORG BÜCHNER • DEUTSCHE BÜHNE UNGARN, SZEKSZARD • 13.10.2011
Klassenzimmertheater für Oberstufen
Kritik - Wolfgang Marek | Mezöberény | November 2011
„Leonce & Lena“ sowie ihr Diener Valerio zu Gast am PSG Keine leichte Kost schien die Schülerinnen und Schüler der 13. Klassen des zweisprachigen Zweiges des Petöfi-Sándor-Gymnasiums an diesem Mittwoch, den 9. November 2011, zu erwarten. „Leonce & Lena“, eine 1836 verfasste Komödie des 1813 geborenen Autors Georg Büchner, war von der Deutschen Bühne Ungarn aus Szekszárd angekündigt. Langweilig schien es auch noch zu sein, dieses Wort hatten die Schauspieler vorsichtshalber schon mal an das White-Board geschrieben. Und in der Tat: zu dem Song „No Fun“, vorgetragen in einer akustischen Version des schwedischen Duos Hederos & Hellberg, langweilten sich die drei Schauspieler demonstrativ vor den über 70 Schülern und Lehrern. Als der Song endlich zu Ende war und alle auf ein bisschen Action hofften, drückte der gelangweilte Prinz Leonce vom Königreich Popo, dargestellt von Dániel Solymár, auf die Repeat-Taste und es ging wieder von vorne los. Schon dachten alle, dass das einstündige Stück wohl im Wesentlichen mit unterkühlter Musik und Gähnen bestritten werden sollte, als zum Glück der Diener Valerio, der von Matthias Patzelt gespielt wurde, endlich die Initiative ergriff und die Stopp-Taste drückte. Und dann ging es richtig los. In dem Bemühen, ihre Langeweile zu überwinden, schossen die beiden Schauspieler ein irrwitziges Feuerwerk abstruser Ideen und Dialoge ab, unterstützt von expressiver Mimik und Gestik. Falls die Zuschauer aufgrund mangelnder Deutschkenntnisse die eine oder andere Replik vielleicht auch nicht verstanden haben, so war die Gesamtwirkung jedoch überwältigend und die Lacherfolge sicher. Der eine oder die andere verblüffte Zuschauer/in fand sich auch zum Vergnügen der übrigen plötzlich in das Stück einbezogen, ehe er oder sie so richtig wusste, wie ihm oder ihr geschah. Der Inhalt des Stücks, der durchaus politische Anspielungen auf Absolutismus und deutsche Kleinstaaterei enthält, war dabei für die Zuschauer sicher weniger wichtig als die rasanten Dialoge und Aktionen. Gekürzt und angemessen modernisiert war die Komödie so in keinster Weise schwer verdaulich oder langweilig. Leonce, der seinen verfressenen Diener Valerio mit dem Versprechen auf Pizza nach Italien lockt um seiner Verheiratung mit der ihm unbekannten Prinzessin Lena vom Königreich Pipi zu entgehen, trifft genau dort auf die leicht verwirrte Lena, gespielt von Alica Weirauch. Natürlich verliebt er sich in die Unbekannte und in einer parodistischen Heiratszeremonie werden die beiden von dem auch des Lateinischen mächtigen Diener getraut. Dabei hatten die Zuschauer wieder eine tragende Rolle, indem sie am Ende der Zeremonie in zwei Gruppen jeweils „Vi-„ und „-vat“ rufen durften. Das hatten sie schließlich vorher mithilfe Valerios mühsam eingeübt. Das Stück geht gut aus, wie es sich für eine Komödie gehört. Prinz Leonce übernimmt zusammen mit Lena das Mini-Königreich seines Vaters, der sich in Zukunft angeblich nur noch dem Denken widmen will. In einem kleinen Monolog kündigt Leonce schnell noch ein paar Veränderungen an, es geht um das Lächerlichmachen von Macht, Etiketten und Militär. Inwieweit die Schülerinnen und Schüler der 13. Klassen diese Botschaft mitbekommen haben, lässt sich schwer beurteilen. Dass sie Spaß und keine Langeweile gehabt haben, ging aber aus den Reaktionen während der Aufführung und dem Schlussapplaus hervor. Den hatten sich die drei Schauspieler durch ihre mitreißende Darstellung wohl verdient. Nur schade, dass nicht mehr Schüler unserer Schule in den Genuss dieser wirklich gelungenen Aufführung der Deutschen Bühne Ungarn kommen konnten. Aber vielleicht gibt es ja eine Wiederholung?
Category: Regie