Das ist ein Hasten und Flüchten über Treppen und Gänge, ein Suchen, Fliehen und finden über Etagen und an Geländern entlang: Im Treppenhaus der Unternehmenszentrale der Spedition Hellmann, dem „Digital Community Center “ (DCC) wandelt sich Conor McPhersons intimes Kammerstück „Shining City“ zur schmerzenden Selbstentblößung an öffentlichem Ort. An ungewohnter Spielstätte eines Treppenhauses erleben wir nicht nur, wie sich ein Therapeut im peinlichen Seelenstrip selbst entzaubert, sondern auch die gelungenste Station der „Hafenroute“ des Festivals „Spieltriebe“.
Denn hier passt einmal alles zusammen: gutes Stück mit dichten Dialogen, durchweg hohes Niveau der Darsteller und ein Ort, der die Zuschauer noch mehr als sonst die Augen öffnen und die Ohren spitzen ließ. Jan Schreiber als Therapeut und Johannes Bussler als Patient entfalteten mit Gefühl für genauen Takt die gegenläufige Entwicklung zweier Charaktere – am Ende ist der Klient glücklich, der Therapeut ratlos – während Petra Schmidt-Schaller mit fursiosem Auftritt dem Schmerz einer verlassenen Frau Gestalt gibt. (…) (Stefan Lüddemann)